Die „Fibel“ führt zu besserer Rechtschreibung. So lautet eine Pressemitteilung der Universität Bonn, die seit einigen Tagen durch die Medien geistert. Der Grundschulverband stellt fest: Eine solche Allgemeinaussage ist nach dem aktuellen Forschungsstand nicht möglich und höchst irreführend.
Erstens: Es gibt nicht „die“ Fibel, sondern ein breites Spektrum didaktisch-methodisch höchst unterschiedlicher Lehrgänge. Deren Lerneffekte lassen sich nicht auf einen einfa- chen Nenner bringen.
Zweitens: Didaktische Konzepte werden von Lehrer/inne/n unterschiedlich genutzt, er- gänzt und umgesetzt. Das gilt für Fibel-Lehrgänge genauso wie für die alternativ unter- suchten Ansätze. Ohne genauere Kenntnis der konkreten Auslegung im Unterricht las- sen sich Effekte also nicht dem jeweils eingesetzten Konzept oder Material zurechnen.
Drittens: Wie sich die Rechtschreibleistungen über die Grundschulzeit hinweg entwi- ckeln, hängt nicht nur vom Anfangsunterricht, sondern auch von den Konzepten, Mate- rialien und Aktivitäten des Rechtschreibunterrichts in den Folgejahren ab.
Zu diesen drei zentralen Punkten und weiteren Bedingungen haben die Autoren der Studie bisher – trotz Nachfrage – keine Informationen zugänglich gemacht. Für den Grundschulverband kritisiert Ulrich Hecker (stellv. Vorsitzender und Grundschulrektor)dieses Vorgehen als wissenschaftlich unseriös: „Man kann nicht als Universität mit dem Siegel ‚groß angelegte Studie‘ breitenwirksam Urteile in die Welt setzen, ohne zugleich die Daten und das forschungsmethodische Vorgehen für eine kritische Nachprüfung ver-fügbar zu machen.“ Der Grundschulverband dringt deshalb auf eine umgehende Veröf-fentlichung der Studie.
Frankfurt am Main, 18.09.2018 V.i.S.d.P. Nicole Lustig